30.09.2024

MINT EC Camp „Die Ahrflut Gewässerökologie einer Katastrophe“

Vom 09. bis zum 13. September 2024 fand das MINT EC Camp „Die Ahrflut – Gewässerökologie einer Katastrophe“ an der Universität Koblenz statt, welches einen Einblick in die Auswirkungen der Flutkatastrophe auf die Flora lieferte. Ein Bericht von Leon Schulz (Jgst. Q2).

Nach einer dynamischen Anreise mit der Deutschen Bahn begann am Montag den 09. September um 14 Uhr die Veranstaltung in der Universität Koblenz mit einer Begrüßung durch die Gastgeber des Max von Laue und des Görres Gymnasiums, Hr. Keuchel & Frau Mauch, der Vizepräsidentin für Studium und Lehre Frau Prof. Dr. Constanze Juchem-Grundmann sowie den Vertretern von MINT EC Frau Ulrike Sweetwood und Frau Jule Wahl.

Zum Einstieg wurden wir zusätzlich noch durch Prof. Dr. Kirschbauer begrüßt, der extra von der Hochschule Koblenz gekommen ist, um einen Einstiegsvortrag zum Thema „Die Ahrflut: Was ist wirklich passiert?“ zu halten. Dieser Vortrag sollte uns zunächst in die Materie der Ursachen (vorherige Trockenjahre und Starkregen des Sturmtiefes „Bernd“), der zusammengebrochenen Kommunikation während der Flut, den normalen Messverfahren der Wassertiefe, die Opferzahlen sowie in die Schäden und die Gefahr der „Hochwasser-Demenz“ einführen. Dabei stellt eine „Hochwasser-Demenz“ das Vergessen einer stattgehabten Hochwassersituation dar, wodurch keine weitergehenden Schutzmaßnahmen für die nächste Katastrophe getroffen werden. Nach einer kleinen Pause und Stärkung hat uns auch unsere betreuende Privatdozentin Dr. Carola Winkelmann der Arbeitsgemeinschaft Fließgewässerökologie mit ihrem Vortrag zum Forschungsprojekt „Gewässerökologie einer Flutkatastrophe“ begrüßt. Hier konnten wir schon einmal etwas über den Umweltfaktor Fließgeschwindigkeit, den ökologischen Aspekt der Hochwasserkatastrophe, den Nachweis bzw. die Messmethoden sowie das Vorgehen am nächsten Tag lernen, bevor es um ca. 17 Uhr kurz ins Hotel ging, um unser Gepäck unterzubringen. Um 18:30 haben wir uns alle wieder zum Abendessen in der L´Osteria getroffen. Nach einem kleinen Stadtrundgang durch die Innenstadt und über das Rhein/Mosel-Ufer haben wir uns sichtlich erschöpft auf dem Rückweg ins Hotel gemacht.

 

 

Am Dienstag sind wir direkt nach dem Frühstück vom Hotel aus mit einem kleinen Bus nach Dümpelfeld an unsere erste Station gefahren, wo wir zunächst besprochen haben, wie unsere Arbeitstechnik aussehen wird. Ich habe an dieser Station bei der Probenentnahme in der Ahr mit einem Protokoll, einem Kescher und mehreren Eimern geholfen. Dafür haben wir zunächst das Schätz-Protokoll zur sog. Makrozoobenthosaufsammlung ausgefüllt, bei dem die Prozentanzahlen von Steinen verschiedener Größen und organischen Substraten wie Algen oder andere Wasserpflanzen geschätzt wurden. Dabei steht Makroozoobenthos für größe Tiere die im Benthal (Grund des Flusses) leben. Danach ging es auch schon an die eigentliche Probenentnahme, bei der insgesamt 20 Proben im geschätzten Abschnitt entnommen und die Organismen mittels Ethanol fixiert wurden. Dabei haben wir sogar einen Flusskrebs einer invasiven (nicht natürlich vorkommender) Art gefangen, welcher allerdings natürlich wieder frei gelassen wurde. Um 14 Uhr haben wir ein kleines Picknick in Ahrweiler mit kleinen Kennenlernspielen gespielt. Um 15:30 sind wir dann weiter zu unserer zweiten Station in Sinzig gefahren, wo meine Gruppe nun chemische Proben wie pH-Wert, Temperatur, Sauerstoffkonzentration, die Leitfähigkeit des Wassers, Nitrit und Ammonium gemessen haben. Im Anschluss daran sind wir noch in Bad Neuenahr zum Abendessen gewesen, bevor es um 19:30 ca. eine Stunde zurück ins Hotel nach Koblenz ging.

 

Der Mittwoch ist wiederum mit einem erneuten Vortrag von Dr. Winkelmann gestartet, der uns die Grundlagen der Gewässerökologie vermittelt hat. Hierbei ging es um menschengemachte (anthropogene) Belastungen, Süßwasserdiversität oder das sogenannte Hyporheische Interstitial, welches sich zwischen dem Fließgewässer und dem Grundwasser auch im Benthal (Flussgrund) befindet. Zudem wurden uns verschiedene Instrumente zur Bewertung des ökologischen Zustandes vorgestellt, bevor wir begonnen haben die genommenen Proben zu sortieren und mithilfe von Bestimmungsbüchern die genaue Art jedes einzelnen Lebewesens zu bestimmen. Dies ist eine sehr aufwendige Arbeit des ganzen restlichen Tages bis um 17:30 gewesen, wobei uns dieser Abend zur freien Verfügung stand.

 

Am Donnerstag haben sich die Gruppen gewechselt und wir haben im chemischen Labor die Analyse des aschefreien Trockengewichtes der Algen sowie eine Chlorophyll Analyse vorgenommen. Nach einem Mittagessen in der Mensa der Uni haben wir mit der Auswertung der Ergebnisse begonnen, indem wir jedes Tier mit seiner spezifischen Art-ID und Anzahl in einer Excel-Tabelle protokolliert und mithilfe eines Online-Programmes mit Daten aus Vorjahren verglichen haben. Allerdings hat es sich bei den Daten aus den Vorjahren um Rohdaten gehandelt, sodass diese erst noch auf unsere Ergebnisse zugeschnitten werden mussten und wir bis ca. 20 Uhr in der Universität verbracht haben. Allerdings mit großer Unterstützung von Frau Dr. Winkelmann. Nachdem wir zurück im Hotel angekommen sind, haben alle noch bis ca. 1 Uhr nachts an der gemeinsamen Präsentation gearbeitet.

 

Am Freitag gegen 10 Uhr kamen 4 Biologie Leistungskurse, sowie die Förderer des Camps um zunächst jeweils Vorträge von Frau Dr. Winkelmann sowie zum Studiengang Gewässerökologie und Wasserwirtschaft zu hören. Im Anschluss haben wir unsere Ergebnisse in einer einstündigen Präsentation präsentiert. Unser Ergebnis: „Die Artenvielfalt und die Organismenanzahl hat sich trotz des Jahrhunderthochwassers nur in verhältnismäßig geringem Maße verschlechtert und ein Fließgewässer hat demnach eine sehr hohe Selbstregeneration und Selbstregulation.“ Dies ist allerdings nur auf unsere Untersuchungen bezogen, da das Hochwasser für die Menschen sehr gravierende Folgen hatte und teilweise auch noch deutlich hat. Nach der Präsentation haben sich alle noch gestärkt, bevor es allmählig wieder nach Hause ging.

 

Mir hat das Camp sehr gut gefallen, auch wenn es sehr viel zu tun gab. Die andere Art von Lernen fand ich trotzdem sehr angenehm und möchte die Erfahrungen nicht missen. Die Professoren und Mitarbeiter der Universität Koblenz, sowie von MINT EC waren über die Woche sehr engagiert und es hat viel Spaß gemacht.